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Talks on Urban Diplomacy, André Sobczak, Eurocities

In our Kosmopolis.org series "Talks on Urban Diplomacy" Alex Thamm spoke with André Sobczak, Secretary General of Eurocities. The network of European cities and their mayors is a long time player in the field of Urban Diplomacy and the international engegament of cities and their issues. André Sobczak shares with us his definition of Urban Diplomacy, why its necessary to give the name a clearer concept and what he sees in the future as a rennaissance of cities. We also talked about the main issues of Urban Diplomacy, the special role and context within the European Union and the results and outcomes of the Brussels Urban Summit 2023, organized by Eurocities with Metropolis and OECD Champion Mayors.

 

Deutsche Zusammenfassung als Text unter dem Video.

André Sobczak ist der Secretary General von Eurocities (www.eurocities.eu). Wir werden heute daher vor allem über die Eurozone sprechen. Zunächst widmen wir uns jedoch dem Thema Urban Diplomacy. Was ist ihre Definition von Urban Diplomacy?

Unter Urban Diplomacy verstehe ich vor allem, dass Bürgermeister*innen eine klare Position gegenüber internationalen Herausforderungen einnehmen. Wir erleben aktuell immer mehr, dass Probleme, die Bürgermeister*innen innerhalben ihrer Städte erleben, mit globalen Herausforderungen verbunden sind. Werden klare Positionen gegenüber bestimmten Werten wie bspw. Demokratie, Nachhaltigkeit oder Menschenrechten eingenommen, können sich Städte so auch über ihre internationale politische Rolle bewusstwerden.

 

Sie haben bereits einige der Hauptthemen von Urban Diplomacy erwähnt wie zB. Nachhaltigkeit, Menschenrechte, Demokratie. Warum denken Sie, dass eine feste Definition von Urban Diplomacy in der heutigen Zeit notwendig ist?

Wir beobachten, dass immer mehr Initiativen von Städten und deren Bürgermeister*innen (bspw. Wissensaustausch, Städtepartnerschaften, Lobbying-Aktivitäten, …) entstehen, die jedoch evtl. auch Unklarheit mit sich bringen, inwieweit sie etwas auf dem internationalen politischen Level bewegen können. Dann gibt es den ganzen multilateralen Kontext wie G7, wo Städte sich für mehr Mitsprache einsetzen.

Daneben gibt es auch Urban Diplomacy. Hier nimmt ein*e Bürgermeister*in einen politischen Standpunkt gegenüber einer Situation in einem anderen Land ein. Dies geschieht jedoch eher selten und kann Fragen, vor allem bei nationalen Regierungen, aufwerfen. Aus diesem Grund brauchen wir eine feste Definition bzw. Rahmenbedingungen, in denen sich Urban Diplomacy bewegen und weiterentwickeln kann.

 

Lassen Sie uns über den speziellen EU-Kontext von Urban Diplomacy sprechen. Wie kann Urban Diplomacy dabei helfen, die Ziele und die Arbeit der EU zu erhalten und zu ergänzen?

Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Eurocities hat beispielsweise unter der Führung unseres letzten Vorsitzenden, dem Bürgermeister von Florenz, beschlossen, in die Ukraine zu gehen und dort nicht nur den Bürgermeister von Kiew, sondern auch den Präsidenten der Ukraine zu treffen. Vor allem wollten wir über die politische Rolle, die die verschiedenen Städte unseres Netzwerkes einnehmen möchten, sprechen.

Für mich persönlich war es erstaunlich zu sehen, dass der ukrainische Präsident direkt zu den Bürgermeister*innen verschiedener europäischer Länder über die Hilfen für die Ukraine sprechen wollte. Ihm ging es nicht nur um die direkte Unterstützung beim Wiederaufbau der Ukraine, sondern auch darum, dass Europa nachhaltig und langfristig hinter der Ukraine steht. Neben den nationalen Regierungen setzte er vor allem auf die Städte, um diese wichtige Botschaft an die Bürger*innen zu übermitteln.

Weitere Beispiele aus dem europäischen Kontext sind u.a. die Unterstützung des Bürgermeisters von Istanbul gegenüber seiner Landesregierung oder die Art und Weise, wie Länder im Balkan Urban Diplomacy als Sprachrohr für den Eintritt in die EU nutzen.

 

Sie haben Mitte Juli den Brussels Urban Summit versammelt. Ausgehend von diesem, was können Sie Städten, die sich mehr in Urban Diplomacy oder die Arbeit von Eurocities einbringen wollen, empfehlen?

In den letzten Jahren haben wir immer mehr Bereitschaft, Initiativen und Netzwerke von Städten gesehen, die sich auf dem europäischen und internationalen Level engagieren möchten. Daher ist jetzt die Zeit, klarere Rahmenbedingungen zu schaffen und sicherzustellen, dass wir alle gemeinsam arbeiten, statt jeder für sich.

Mit dem Brussels Urban Summit haben wir es geschafft, viele Akteure an einen Tisch zu bringen und gemeinsam über wichtige Themen und das zukünftige gemeinschaftliche Vorgehen zu diskutieren, u.a. auch über unsere Rolle im europäischen und G7-Kontext.

Wir möchten, dass Netzwerke gegenseitig voneinander lernen können und auch in der langfristigen Perspektive zusammenarbeiten. Wenn wir auf allen Leveln einen Einfluss haben möchten, braucht es eine verbesserte Koordination.

 

Was ist ihr Wunsch für die nächsten 10 Jahre Urban Diplomacy?

Es ist vor allem wichtig, dass Städte einen Platz an dem Tisch bekommen, wo Entscheidungen getroffen werden. Als Eurocities konzentrieren wir uns dabei natürlich vor allem auf die europäischen Institutionen. Auf der einen Seite wollen wir nicht selbst zu einer Institution werden, die gibt es europäisch bereits. Aber gerne hätten wir jedoch ein jährliches Meeting zwischen dem Präsidenten / der Präsidentin der Kommission und den Bürgermeister*innen der großen europäischen Städte, um die verschiedenen Initiativen zu besprechen, die entstehen. Von diesen gibt es bereits einige (z.B, Mission of Smart and Climate neutral cities, Green City Accord, The Government of Mayors, …) und sie werden immer wichtiger und erfolgreicher. Trotz diesem Erfolg fehlen die Koordination und Unterstützung der Städte beim Erkennen ihrer Möglichkeiten und Potenziale. Hier würden feste Rahmenbedingungen und Unterstützungsangebote helfen, den Städten ihren Platz am Tisch zu sichern.

Städte sind nicht nur dazu da, Entscheidungen, die auf höheren Ebenen getroffen werden, umzusetzen, sondern können dazu beitragen, diese Entscheidungen wirkungsvoller und relevanter für die Bürger*innen zu machen.

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